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Es werden Posts vom 2016 angezeigt.

TV-Demokratie

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Wir leben in Zeiten, in denen Umfragen nicht mehr so recht in der Lage zu sein scheinen, politische Stimmungen richtig zu interpretieren. Also müssen neue Maßstäbe und Orientierungspunkte her. Die New York Times, die ihrerseits seit dem 9. November gedanklich damit zu kämpfen hat, dass Außenseiter Trump die Wahl gewonnen hat, scheint diese Ankerpunkte nun gefunden zu haben - auf dem Fernsehbildschirm. Das sind die Robertsons. Die Robertsons betreiben in Louisiana eine Fabrik für Ententröten, also für Pfeifen, die den Lockruf von Enten imitieren. Das ungewöhnliche (übrigens millionenschwere) Unternehmen und die nicht minder ungewöhnliche Familie sind das Thema einer Reality-TV-Serie namens "Duck Dynasty", die seit 2012 im amerikanischen Kabelfernsehen läuft. Bei den Robertsons geht es in der Regel rustikal zu. Man ist bibelfest, man mag moderne Technik weniger gern und man mag es auch nicht besonders, wenn Frauen aus den ihnen zugedachten Rollen auszubrechen suchen.

Versandet

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Florida hat mehr als ein Pfund, mit dem es auf dem internationalen Tourismusmarkt wuchern kann, aber seine Strände spielen eine der wichtigsten Rollen. Sandstrand, möglichst weißer, wirkt in Werbebroschüren immer noch am Besten. Derselben Erkenntnis folgt man nicht nur in Miami Beach, sondern auch in so ziemlich jedem Ort entlang der Atlantikküste, der einen Zugang zum Meer vorzuweisen hat; ganz gleich ob in Florida oder Georgia, Virginia oder New Jersey. Um die typischen Bilder weiter vorweisen zu können, um das Gefühl vom warmen Sand auf der Haut vermitteln zu können, müssen diese Strandgemeinden aber immer mehr aufwenden und es ist nicht auszuschließen, dass es mancherorts diese Bilder gar nicht mehr geben wird. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass es die Strände eigentlich heute schon nicht mehr gibt. In den 1970er Jahren war der Strand von Miami Beach eigentlich schon so gut wie verschwunden, denn Welle auf Welle spült etwas vom Sand weg und lässt den Strand erodieren. A

Amerika im November

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Ein Spielplatz in Brooklyn, New York, am 20.11.2016 Richard B. Spencer wird als Erfinder des Begriffs "Alt-Right" angesehen. "Alt-Right" ist, ganz grob, das was bei uns unter "Rechtspopulismus" zusammengefasst wird, wobei man die Definition auch noch weiter nach rechts verschieben kann. Es gibt Leute, die Spencer dem "White Supremacist"-Umfeld zurechnen, also jenen Leuten, die von der Überlegenheit der weißen Rasse überzeugt sind. Zu Alt-Right jedenfalls gehören neben Spencer auch Leute wie Stephen Bannon und Andrew Breitbart. Nach dem Tod des Gründers hatte Stephen Bannon die Leitung der Breitbart-Website übernommen und sie nicht nur zum Sturmgeschütz von Alt-Right ausgebaut, sondern auch zu der Nachrichtenschleuder im Netz, die maßgeblich zu Donald Trumps Sieg bei den Wahlen beigetragen hat. Im Oktober hatte die Seite 85 Millionen Zugriffe verzeichnet. " Ich habe das Zuhause der Alt-Right Bewegung gebaut ", hatte er stolz verk

Wo die zweite Scheibe Käse auf dem Cheeseburger herkommt

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Es türmt sich ein gewaltiger Berg auf. Er besteht aus Käse und er wächst jeden Tag weiter. Ein erhellender Artikel bei Vox.com warf neulich ein Schlaglicht auf das kaum für möglich gehaltene Spannungs- und Interdependenzverhältnis zwischen China, amerikanischer Käseproduktion, Russland und dem Rückgang des Anteils der weißen Bevölkerung in den USA. Das alles fügt sich tatsächlich zusammen und diese Story geht ungefähr so: Mehr als 500 Millionen Kilo Käse lagern derzeit in Kühlhäusern überall im Land, das Ergebnis einer hemmungslosen, profitgetriebenen Überproduktion in den letzten Jahren. Diese wiederum war die Folge eines Aufschwungs für die chinesische Mittelklasse vor zwei Jahren, die sich in einem Heißhunger der Chinesen auf Milchpulver ausdrückte. Sicher auch auf andere Dinge wie Reisen nach Europa und Luxusuhren aus Schweizer Produktion, aber eben auch auf Milchpulver. Der amerikanische Farmer handelte schnell, kaufte Extra-Kühe und fuhr die Produktion von Milch hoch. Da

Russlands Kolonie in Kalifornien

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Mehr als 1,5 Millionen Quadratkilometer Fläche bekamen die USA am 30. März 1867 dazu, als sie dem schwer in Geldnot geratenen russischen Zaren Alaska abkauften. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hatten sich Russen in Alaska niedergelassen, sie lebten in aller Regel vom Pelzhandel - wobei sie die eingeborene Bevölkerung der Aleuten als Sklaven benutzten. Allerdings hatte man die Population der Otter, auf deren Fell es die Kolonialherren abgesehen hatten, ziemlich rasch so weit dezimiert, dass sich das Jagd-Business nicht mehr richtig lohnte. Auch das mit der Landwirtschaft wollte auf Alaska Boden nicht so recht funktionieren und so wurde es Zeit, sich nach neuen Möglichkeiten umzusehen. So fiel der Blick auf Kalifornien. Dort hatten die Spanier zu jener Zeit schon allerhand Kolonien errichtet und es ging ihnen nicht schlecht. Die Russen hatten mit den Spaniern zuvor schon so einiges an Handel getrieben und gemeinsam auf die Jagd gegangen war man an der kalifornischen Küste auch schon

Gottes Botschaft

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Zu den Eindrücken eines Roadtrips durch die USA, besonders wenn man durch kleinere Orte kommt, gehören ein paar Dinge, die man zuerst als unbekannt wahrnimmt, die sich aber bald ganz selbstverständlich in den Gesamteindruck einfügen. Wassertürme sind solche Dinge, aber auch Tafeln mit Wechselbuchstaben, wie sie zum Beispiel vor Schulen stehen, aber besonders gerne vor Kirchen. Dort verkünden sie entweder das Wort Gottes oder Termine für die Kirchengemeinde. Meistens jedenfalls. Oder sie werden für ganz andere Botschaften genutzt und dienen damit als leuchtendes Beispiel dafür, dass man in Amerika mit manchen Themen eben ein bisschen ungezwungener umgeht. In diesem Beispiel etwa möchte man wohl mit einem Augenzwinkern die Schwellenangst senken und neue Schäfchen für die Gemeinde gewinnen. Letzteres ist vermutlich ein nicht ganz unwichtiger Faktor für die fantasievollen church signs im Land: Zum einen möchte man sich als weltoffen und modern präsentieren, als Ort der Gemeinschaft zu

Ein digitaler Albtraum

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In der Mitte von Kansas geht es beschaulich zu. Es gibt viel Grün, dazwischen mal einen Wasserturm und ein paar Gebäude. Ein paar Leute verdienen ihr Geld mit Zulieferservices für die Ölindustrie, andere mit der Landwirtschaft. So richtig aufregend ist hier nichts. Sollte man meinen. Die Arnolds aus Potwin, Kansas sehen das allerdings etwas anders. Irgendwann vor rund 14 Jahren machte sich eine Firma daran, alle IP-Adressen, die es so gibt, zu Straßenadressen zuzuordnen. Das lief auch ganz gut; jedenfalls so gut, dass die dabei entstandenen digitalen Landkarten in den folgenden Jahren einige Verbreitung fanden. Dem Problem, dass man aber längst nicht alle IP-Adressen tatsächlich einem geographischen Ort zuordnen kann, entledigten sich die Kartographen auf etwas unelegante Art: Sie legten sie alle einfach auf einen Punkt, irgendwo ziemlich genau in der Mitte der USA.  Seitdem liegen rund 600 Millionen IP-Adressen im Vorgarten der Arnolds. Die wiederum gehobeneren Alters s

Der Verständiger

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Es ist ein überaus freundliches, sympathisches Gesicht, das einem auf der Website des Dallas Police Departments und an anderen Stellen begegnet. David Brown, so scheint es, lächelt eigentlich immer und auf manch einem Foto hat er eine Brille auf, die ein bisschen grotesk wirkt; so eine Brille, wie sie von Leuten getragen wird, die sich selbst nicht so ernst nehmen.  Brown ist seit 2010 Polizeichef von Dallas und hätte es jenen Tag im Juli 2016 nicht gegeben, dann wäre das außerhalb von Texas nur den wenigsten Leuten bekannt gewesen. Dann aber stand Brown plötzlich vor Dutzenden Kameras und musste erklären, was seine Leute herausgefunden hatten über einen Mann, der eine Protestveranstaltung gegen mutmaßlich rassistisches und gewalttätiges Vorgehen von Polizisten genutzt hatte, um Polizisten zu erschießen. Fünf starben in dieser Nacht. Schwarz, weiß, Morde, Polizei. David Brown ist nicht neu in dieser Welt, es scheint nur irgendwie ein besonders sarkastischer Schachzug des Schicksal

Versteckte Juwelen

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Die Nationalparks sind wohl so etwas wie die Kronjuwelen des amerikanischen Tourismusangebots. Klar, den Grand Canyon, Yosemite oder Bryce Canyon muss man auch mal gesehen haben. Es ist allerdings leider so, dass die wenigsten Besucher sich ausreichend Zeit nehmen, um all die Schönheiten eines Nationalparks richtig zu erkunden. Meistens bleibt man ja doch in einem ziemlich engen Radius rund um das Besucherzentrum und da ist es entsprechend voll, vor allem während der Hauptreisezeiten.  Für fortgeschrittene USA-Touristen und als Alternative lohnt da ein Blick auf die State Parks. In allen 50 Bundesstaaten wurden State Parks eingerichtet, in einigen sogar mehr als 100. Auch diese sind oft äußerst sehenswert, aber nicht so überlaufen. State Parks werden von den Bundesstaaten verwaltet und dienen dem Naturschutz oder als Freizeitgelände. Sie haben zwar oft nicht die touristische Infrastruktur, wie man sie aus den Nationalparks kennt, dafür aber sind sie versteckte Schätze, in denen man

Ein paar Gedanken zu Obamas Besuch in Deutschland

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Es war eine wahre Kakophonie, die über Deutschland hereinbrach, als Präsident Obama nach Hannover kam. Anti-Amerikanismus hat es schon immer gegeben in Deutschland, meist wenig beachtet und wenig überzeugend von überzeugten Altlinken, für die das Verabscheuen des amerikanischen Wesens so etwas wie ein letzter Halt war, nachdem sie selbst längst das Revolutionäre gegen die Einbauküche getauscht hatten. Aber neu dazugestoßen sind Neurechte, für die Amerika im Allgemeinen etwas schlechtes ist, weil sie glauben, dass "ihr" Deutschland fremdgesteuert und "unter Besatzung" ist. Ein Amerika unter einem schwarzen Präsidenten natürlich noch viel mehr. Die Ablehnung des Begriffs "Amerika" und des Landes USA, auch das planlose Geschrei gegen TTIP und der Rassismus in den sozialen Netzwerken, der in all diesem zum Tragen kommt, wird dieser Tage fleißig befeuert von Stimmungsmache und Finanzfluss aus Moskau. Doch dann geht es weiter. Da gibt es die Leitartikler und K

Das Frontier-Phänomen

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Wenn man sich seit vielen Jahren intensiv mit den USA beschäftigt, dann fällt einem in 2016 vor allem auf, dass das Interesse an den politischen Entwicklungen hin zu den Präsidentschaftswahlen im November wohl noch nie so hoch war wie in diesem Jahr. Kein Newsportal kommt dieses Jahr ohne Sonderthema aus, keine Gemütsregung der Kandidaten bleibt ohne Erwähnung. Diese machen es den Journalisten aber auch leicht: Wird erstmals eine Frau ins Weiße Haus gewählt? Kommt der exzentrische Milliardär mit seiner aggressiven Rhetorik durch? Leider führt der Druck, viele Textspalten füllen zu müssen auch dazu, dass der Blick für das verloren geht, was dieser Wahlkampf und seine Ergebnisse uns über das Land sagen. Viel zu schnell wird Trump als loudmouth abgetan, seine Wähler als gestrige Einfaltspinsel. Cruz, das ist der Bibel-Fanatiker, Rubio war der Sonnyboy, Bush war ein Bush und Kasich war der Gute, was die Republikaner aber nicht erkannt haben. Und bei den Demokraten galt Sanders als d

Wertvolle Lektionen

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Und noch einmal Baseball, diesmal aber aus einem völlig anderen Blickwinkel. Ein wirklich überragender Spieler war Adam LaRoche wohl nie, aber ein überdurchschnittlicher und trotzdem einer, der in Erinnerung bleibt. LaRoche ging immer seinen eigenen Weg, eckte auch mal an. Seit 2004 spielte er in der höchsten Liga, für insgesamt sechs Teams war er aktiv. Natürlich verdiente er, bei den astronomischen Summen, die im US-Profisport heute so hingeblättert werden, mehr Millionen, als er jemals wird ausgeben können. LaRoche hat einen Sohn namens Drake und diesen band er regelmäßig in seinen Terminplan ein, nahm ihn mit zu Spielen, Trainingslagern und Trainingseinheiten. Nun muss man wissen, dass ein Baseball-Profi in den USA den ganzen Sommer über so gut wie nie zuhause ist, weil der Terminplan wirklich anspruchsvoll ist. Dass man also möglichst viele Gelegenheiten nutzen will, um mit der Familie zusammen zu sein, versteht sich. Auch muss man wissen, dass Adam LaRoche selbst der Sohn e

Boys of Summer bringen den Frühling

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Es ist ja nachvollziehbar, dass Baseball in Europa nicht besonders beliebt ist. Schließlich gibt es kaum Berührungspunkte mit dem Sport, der - das sei an dieser Stelle pflichtschuldig angemerkt - eine wirklich interessante und faszinierende Mischung aus Taktik, Technik, Werfen, Schlagen, Fangen und Rennen ist. Ebenso pflichtschuldig sei angemerkt, dass selbst wenn man von den Regeln so gar nichts versteht, ein Besuch eines Baseball-Spiels während einer Urlaubsreise ein ganz und gar großartiger Weg ist, etwas über die Amerikaner zu erfahren und mit den Amerikanern zu erleben. Die "Boys of Summer", wie Baseballspieler in Anlehnung an nostalgisch erinnerte Zeiten genannt werden, gehören zum Sommeralltag der Amerikaner einfach dazu, besonders dann, wenn Football und Basketball Pause haben. Die Saison beginnt jedes Jahr im April und hält für jede Mannschaft unfassbare 160 Spiele bereit. Fast jeden Tag eins, bis Oktober. Viele US-Metropolen sind in den letzten Jahren dazu übergeg

Den Geist vertreiben, der von außen kam

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Donald Trump ist ja eigentlich gar kein Republikaner. Um bei den Präsidentschaftswahlen im November eine ernsthafte Chance zu haben, muss man auf dem Ticket einer der beiden großen Parteien antreten, das hat die Vergangenheit gezeigt. Trump hat sich dafür die Republicans ausgesucht und zwischenzeitlich auch schon mehr als einmal verkündet, dass er das auch bleiben lassen und auf eigene Faust in den Wahlkampf ziehen könne. Streng genommen wäre das eigentlich das Beste, was den Republikanern passieren könnte. Trumps wüste Rhetorik und seine ominösen Ankündigungen prägen den Wahlkampf bisher und ganz bestimmt sprechen sie auch viele Wähler an. "Endlich mal einer, der auf political correctness pfeift", hört man oft. Dabei weiß Trump, dabei wissen an Politik Interessierte und wahrscheinlich auch die meisten seiner Anhänger, dass das meiste halt wirklich Getöse ist und völlig unrealistisch. Ein US-Präsident hat nur begrenzte Macht, das hat auch Barack Obama mehr als einmal erfahr

Gotik made in Iowa

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"Europäer wollen keine amerikanische Kunst. Sie denken, das Land wäre zu neu für jede Art der Kultur und zu primitiv und zu unterentwickelt." Als sich Grant Wood derart desillusioniert äußerte, befand er sich in Europa, genauer in München, wo er eine Auftragsarbeit ausführte und sich dem Studium der Techniken der alten Meister in der Pinakothek hingab. War es diese Frustration, dieses Anrennen gegen undurchdringliche Mauern, was Grant Wood dazu brachte, ein solches Meisterwerk zu schaffen, dass es sinnbildlich nicht nur für einen neuen Stil, sondern gleich auch noch für eine ganze Region stehen konnte? Sein Gemälde "American Gothic" ist eines, das man sich, besonders als Amerika-Freund, immer wieder gern ansieht. Es gibt wenige Bilder, in denen das ländliche, urtypische, hart arbeitende Amerika des Mittleren Westens so eindrücklich dargestellt wird. Es gibt überhaupt wenige Bilder, die eine Atmosphäre und eine Lebenseinstellung allein schon mit dem Gesichtsausdr

Schiffbruch am Atlantik

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Auf Amerikas Spielplatz ist es deutlich stiller geworden. Inzwischen sind es nur noch acht Casinos, die in Atlantic City um die Gunst der Besucher buhlen. Schuld am Rückgang sind vor allem neue und oft modernere Casinos in den Nachbarstaaten New York und Pennsylvania, die es besser verstanden, Besucher anzulocken. Die trotz aller Versuche, alternative Attraktionen für Touristen zu schaffen beständig ausbleibenden Umsätze der Glücksspielindustrie führten dazu, dass die Stadt inzwischen so stark verschuldet ist, dass der Bundesstaat New Jersey demnächst die Notbremse ziehen und zwangsweise die Stadtverwaltung übernehmen könnte. Im April 2012 eröffnete das Revel Casinohotel. 47 Stockwerke, 2,4 Milliarden Dollar Baukosten, 1400 Zimmer, vollverglaste Fassade. Es sollte ein Aufbruch sein in eine moderne Ära des Gambling und es sollte nicht nur die Stadt aufwerten, sondern den Tourismus gleich mit. Las Vegas der Ostküste, ebenso neu erfunden wie sich Las Vegas immer wieder neu erfunden hat.

Schönheit und Versagen im Verfall

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Seitdem Detroit nicht mehr als glitzernde Autostadt gilt, sondern immer dann als Kronzeuge herbeizitiert wird, wenn es um solche Begriffe wie "Niedergang" geht; seitdem scheint Michigans Metropole eine Art zweite Karriere eingeschlagen zu haben. Auf einmal gibt es Webseiten über Detroit und Bildbände und Foto-Ausstellungen über Detroit, über die auf Webseiten berichtet wird und immer geht es dann um leerstehende Gebäude, graffitiverschmierte Wände und Fußböden, auf die jemand achtlos Papiere oder zerfetzte Kleidung geworfen hat. Kurz, die Welt leidet nicht mit Detroit, sie weidet sich aus einer ästhetischen Perspektive an der Krankheit einer Stadt, die sich zu sehr an nur einer Droge berauscht hat und die noch vor 25 Jahren fast 350.000 Einwohner mehr hatte als heute. Überhaupt hat sich eine merkwürdige Faszination am Zerstörten und am Gestern-noch-Prächtigen etabliert. "Abandoned Places" werden oft und gern gegoogelt und bei den Ergebnissen ist zuverlässig imm